Oft werde ich gefragt, was denn das wichtigste Kleidungsstück des Mannes ist. Pauschal lässt sich diese Frage natürlich nicht beantworten, da jeder, sei es aus beruflichen Gründen oder auch aus Gründen des eigenen Geschmacks, unterschiedliche Anforderungen an seine Kleidung stellt.

Jedoch gibt es, abseits dieser individuellen Komponenten, Kleidungsstücke, die jeder Herr in seinem Kleiderschrank haben sollte, wie zum Beispiel einen dunkelblauen Anzug, einen Kaschmirpullover, Chinos oder gute rahmengenähte Schuhe. Das Kleidungsstück, das in keinem Kleiderschrank fehlen sollte, und Gott sei Dank auch bei den wenigsten fehlt, ist das weiße Hemd. Die größte Stärke des weißen Hemdes ist seine unschlagbare Universalität. Ich nenne es auch oft das Schweizer Taschenmesser der Herrengarderobe, da es in sehr vielen Bereichen und in vielen Kombinationen einsetzbar ist, ohne aber jemals deplatziert zu wirken.

So passt das weiße Hemd immer zu Anzug, Sportjacke, Pullover, aber auch zu Jeans, ja selbst zu Shorts kann es passen, sofern Stoff und Schnitt geschickt gewählt sind. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es Formen des weißen Hemdes gibt, die, abhängig von Stoff, Kragenform oder Manschette, zu gewisser Kleidung besser als zu anderen passen. So passt beispielsweise ein Hemd aus Oxford Stoff, Button Down Kragen und Sportmanschette besser zu legerer Kleidung als zu einem feinen Anzug.

Was, wenn ich mir aber nur ein weißes Hemd kaufen möchte, das möglichst zu  allen genannten Kombinationen passt? Hier würde ich zu einem Hemd aus Ribbed Twill raten. Es sollte einen moderat gespreizten Kentkragen haben, nicht zu körperbetont sein und möglichst keine Brusttasche aufweisen, da diese beim Tragen eines Anzugs hervorblitzen kann und somit das Gesamtbild empfindlich stört. Als Manschettenform sollte eine Sportmanschette in Betracht gezogen werden.

Bevor man nun aber losstartet um sich ein weißes Hemd zu kaufen, sollte man als erstes, überlegen: "Wie viel Geld möchte ich ausgeben und wo finde ich für das veranschlagte Budget die beste Ware?" Wenn man keine Budgetgrenze hat, ist immer das Maßhemd erste Wahl. Hier wird individuell auf ihre Wünsche eingegangen und ein auf Ihren Körper abgestimmtes Schnittmuster erstellt. Somit passt es, einen guten Hemdenschneider vorausgesetzt, wie eine zweite Haut. Auch die Stoffwahl ist beim Hemdenschneider um einiges exklusiver, da er Stoffe anbieten kann und anbietet, die für Stangenware oft zu teuer oder in der benötigten Masse nicht verfügbar sind. Bei begrenztem Budget sollte man sehr genau erwägen, wo man das Hemd kauft. Ich empfehle hier, stets einen guten und renommierten Herrenausstatter anzusteuern, da man hier neben qualitativ hochwertiger Ware auch kompetente Beratung erwarten darf. Wichtig zu erwähnen ist, dass bei extrem niedrigem Budget in der Regel Eigenmarken von bestimmten Modeketten ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis haben als Hemden von Lifestyle Marken, bei welchen man oft mehr für den Namen als für das Produkt zahlt.

Woran erkennt man schließlich ein gutes Hemd? Für mich ist immer der erste Qualitätstest, an den Knöpfen zu ziehen und zu drehen, natürlich so, dass das Hemd nicht beschädigt wird, sofern ich die Qualität des Herstellers noch nicht kenne. Das wird zwar von vielen Verkäufern mit einem sehr strengen und vorwurfsvollen Blick quittiert, jedoch sieht man so bereits recht gut, ob die Knöpfe sorgfältig und haltbar vernäht wurden. Danach wird der Kragen in Augenschein genommen. Sofern es sich nicht um einen Umlegekragen handelt, sollte dieser herausnehmbare Kragenstäbchen besitzen. Mein nächster Blick fällt auf die Knopflöcher und deren Verarbeitung. Als letzten Schritt sehe ich mir die Nähte genauer an. Die Nähte sollten möglichst viele Stiche aufweisen, da die Naht dadurch eine höhere Haltbarkeit erzielt. Faustregel ist, dass ein qualitativ hochwertiges Hemd in etwa acht bis neun Stiche pro Zentimeter aufweist, Oberklassehemden noch mehr. Sind alle diese Kriterien erfüllt, steht einem Kauf nichts mehr im Wege.

Ergänzend sei zu erwähnen, dass natürlich bei sinkendem Budget an der einen oder anderen Stelle Abstriche bei der Qualität und der Verarbeitung gemacht werden müssen.